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Vereine / Organisationen

Weltladen Köln – fairer Handel und Nachhaltigkeit

Lars Germann · 05.11.2024

Der Weltladen lädt ein zum Verweilen und Stöbern. Foto: Lars Germann

Der Weltladen lädt ein zum Verweilen und Stöbern. Foto: Lars Germann

Wer in Köln wirklich fairen Handel und nachhaltige Produktionsbedingungen unterstützen möchte, kommt am Weltladen nicht vorbei. Seit fast fünfzig Jahren vertreibt der kleine, aber feine Laden fair gehandelte Produkte aus dem „globalen Süden“.

Die Filzblumen haben es ihr angetan. Mit ihrem vollbärtigen Freund im Schlepptau kommt Ulrike in den Weltladen und ersteht einige der bunten Blumen, die ihre Wohnung schmücken sollen. „Hier gibt es so schöne Sachen“, sagt die treue Kundin des Weltladens am Mauritiussteinweg. Mal kaufe sie Socken, mal ein paar hübsche Karten „und ab und zu auch gerne mal eine leckere Schokolade“, erzählt Ulrike grinsend. Dass es hier ein bisschen teurer ist als im Supermarkt, ist für sie kein Problem. „Das ist es mir wert“, sagt die Mittdreißigerin, denn sie unterstütze die Idee des Weltladens ganz bewusst.

Weltladen – wie alles begann

Angefangen hat alles mit einer Vision: eine gerechtere Weltwirtschaft im Sinne des Fairen Handels. Mit diesem Ziel entstand 1973 in Stuttgart der erste „Dritte-Welt- Laden“, wie er damals noch hieß. Der Kölner Ableger folgte dann 1976 in der Evangelischen Kirchengemeinde in Niehl.

Grundsätze des fairen Handels

Allen Weltläden gemein ist die Orientierung an den zehn Grundsätzen des Fairen Handels, die die World Fair Trade Organization (WFTO) aufgestellt hat: Darin geht es unter anderem um Chancen für benachteiligte Produzenten, Transparenz- und Rechenschaftspflicht, faire Handelspraktiken, faire Bezahlung, den Ausschluss von Kinder- und Zwangsarbeit und natürlich den Umweltschutz.

Martin Matschke, seit 2001 Geschäftsleiter des Kölner Weltladens, sieht in der Arbeit der Weltläden nicht nur einen Beitrag zu einer gerechteren und nachhaltigeren Weltwirtschaft, sondern auch ein wirksames Mittel, um Fluchtursachen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu bekämpfen. „Solange wir Menschen ausbeuten, werden wir dieses Problem nicht in den Griff bekommen“, meint er.


Geschäftsführer Martin Matschke vor einem Sortiment fair gehandelter Ware. Foto: Lars Germann

Mehr als „Jute statt Plastik“

Das Sortiment des Weltladens lässt heutzutage kaum Wünsche offen. Neben Lebensmitteln gibt es hier Kunsthandwerk, Schals und Tücher, Drogerie- und Wellnessartikel, Schmuck und natürlich die Klassiker: eine große Auswahl an Kaffees, Tees und Schokoladen.

„Manche haben ein etwas verstaubtes Bild von Weltläden“, erzählt Matschke. Viele erwarteten den „berüchtigten Nicaragua-Kaffee“ oder „Jute statt Plastik“-Beutel. Dass das Sortiment mittlerweile auch hippe Hängematten aus Fallschirmstoff und sogar Schmuck beinhalte, überrasche nicht wenige. Und dank der Zusammenarbeit mit der „Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt“, kurz GEPA, die die rund 900 deutschen Weltläden beliefert, sind die Preise auch meist gar nicht so astronomisch, wie manche denken.

Im Jahr 2000 erfolgte in Köln der wichtige Schritt „raus aus der Nische“, erinnert sich Matschke: Der Weltladen zog an die Antoniterkirche auf der Schildergasse und wurde fortan nicht mehr ausschließlich ehrenamtlich, sondern professionell und mit Hauptamtlichen geführt. Als das Areal 2016 abgerissen und umgestaltet wurde, folgte der Umzug an den heutigen Standort im Mauritiussteinweg, unweit des Neumarkts.


Die ehrenamtlichen Helferinnen im Weltladen heißen Kunden freundlich willkommen. Foto: Lars Germann

Jung und Alt im Ehrenamt

Der Trägerverein „Forum Eine Welt e. V.", der den Laden betreibt, hat insgesamt 135 Mitglieder. Etwa fünfzig Frauen und Männer bilden mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit das Rückgrat des Weltladens. Sie teilen sich unentgeltlich die Schichten, helfen in der Organisation mit und engagieren sich in der Bildungsarbeit, etwa mit Vorträgen an Schulen.

„Unsere Ehrenamtlichen sind eine bunte Mischung, aber es gibt natürlich viele ältere Helferinnen und Helfer, weil die einfach mehr Zeit haben“, erzählt Matschke. Auch Schüler engagierten sich immer mehr: In der Gesamtschule Holweide betreiben sie einen kleinen Weltladen, den Matschke und sein Team mit Rat und Tat unterstützen.

Einer, der jeden zweiten Freitag im Weltladen an der Kasse steht, ist Alexander Schulz (49). „Ich habe jeden Freitag frei und wollte einfach etwas Sinnvolles machen“, erzählt er. Als Politikwissenschaftler habe er sich schon während seines Studiums mit gerechten Handelsbedingungen auseinandergesetzt. „Auch Nachhaltigkeit war mir schon immer ein persönliches Anliegen“, meint er. Solcher Idealismus ist es, der den entscheidenden Unterschied gegenüber Supermärkten ausmacht, die auch immer mehr Fairtrade-Produkte in ihr Sortiment aufnehmen. Wer wirklich etwas verändern will, ist halt mit dem Original am besten bedient.

Weltladen Köln
Mauritiussteinweg 71, 50676 Köln

Öffnungszeiten: Montag – Samstag, 10 – 19 Uhr

Tel. 0221 / 34 68 – 289
E-Mail: info@weltlaeden-koeln.de
www.weltlaeden.de/koeln/

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Tags: Ehrenamt , fairer Handel , Fairtrade , nachhaltige Produkte , Nachhaltigkeit , Weltladen Köln

Kategorien: Soziales , Unser Köln , Vereine / Organisationen