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Leben in Köln

Süßes Stadt-Summen

Lydia SchneiderBenjamin-KölnerLeben-Ausgabe 3/2017 · 04.12.2017

City-Honig ist qualitätvoll

„Um Honigräume mitzunehmen, muss man schnell arbeiten, damit die Bienen einen nicht verfolgen“, erzählt Kopp. Sie packt die Honigräume mit den Waben ins Auto und bringt sie ins Städtische Behindertenzentrum Dr. Dormagen-Guffanti in Longerich. Dort darf sie als Mitglied des Kölner Imkervereins den gekachelten Schleuderraum benutzen. Zunächst entfernt sie die Wachsdeckel mit einer speziellen Gabel von den Waben, dann steckt sie die Honigräume in die Schleuder. Durch die Fliehkräfte wird der Honig aus den Waben getrieben und fließt in einen Eimer. Der wird im Keller gelagert und sein Inhalt muss regelmäßig umgerührt werden, damit sich keine Klumpen bilden. „Bis er abfüllreif ist, kann es schon mal drei, vier Wochen dauern“, erzählt Kopp. Dann kann der Honig ins Glas gefüllt werden. Und der Genuss ist bedenkenlos möglich: Trotz Abgasen und Feinstaub stimmt die Qualität des städtischen Honigs, denn die Biene kann etwaige Schadstoffe im Nektar herausfiltern. Im Durchschnitt produziert ein Bienenstaat eine Erntemenge von 20 bis 30 Kilo Honig. Auf dem Dach des Seniorenzentrums waren es vergangenes Jahr 20 Kilo, die Kopp auf dem Sankt-Martins-Markt im Haus direkt an die Besucher verkauft hat: „Sofort am ersten Tag war alles weg.“

Honig aus dem Veedel

Kölschen Honig gibt es oft auch in örtlichen Geschäften oder im Naturerlebnisgarten „Finkens Garten“ in Rodenkirchen. Der Deutsche Imkerbund e. V. (DIB) kontrolliert regelmäßig und nach festgeschriebenen Qualitätsstandards. Nur dann vergibt er das Gütezeichen „Echter Deutscher Honig“. Imker, die signalisieren wollen, dass sie diese Standards erfüllen, verwenden die Gläser des Imkerbundes mit entsprechender Banderole. Manche Hobby-Imker entscheiden sich für ein moderneres Design mit eigenen Etiketten. Auf ihnen sollte weder die Adresse des Imkers, das Ursprungsland und die Chargennummer noch ein Mindesthaltbarkeitsdatum fehlen. Letzteres muss der Honig bekommen, dabei kann man ihn in aller Regel aber auch noch naschen, wenn er ein paar Jahre „drüber“ ist – wenn er dunkel, kühl und trocken gelagert wurde.

Nur bedrohte Bienen stechen


Foto: Paulo Santos

Bevor die Bienen auf das Dach des Seniorenzentrums zogen, waren viele Gespräche nötig, um Bedenken der Angehörigen, Bewohner und Mitarbeiter auszuräumen. Weit verbreitet ist die Angst davor, gestochen zu werden. Umso schöner ist die Bilanz nach einem Jahr: „Kein einziger Bewohner ist gestochen worden“, erzählt stolz Karl-Heinz Groß, der in der Einrichtung den Bereich Ehrenamt koordiniert. Denn Bienen stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen oder verletzt werden. Nach dem Tier zu schlagen ist also keine gute Idee. Doch auf dem Dach kommen sich Mensch und Biene meist gar nicht erst in die Quere. Denn Bienen fliegen bevorzugt „Massentrachten“ an, also größere Bestände an Nutz- und Blütenpflanzen. „Das lohnt sich für sie einfach mehr als der Dachgarten hier, deshalb fliegen sie in die Umgebung hinaus“, erklärt die Hobby-Imkerin Kopp. Der Flugradius der Insekten beträgt etwa vier bis fünf Kilometer. Was die fleißige City-Biene dann genau anfliegt – ob Löwenzahnwiesen oder Brombeerflächen, Obstbäume, Akazien oder Linden – weiß nur sie allein. Im Honigglas ist später ein Mix aus der Frühjahrs- oder Sommerblüte, die jeweils unterschiedlich schmecken. Sogar von Stadtteil zu Stadtteil kann das Aroma variieren. Manche Imker etikettieren ihren Honig daher nach Stadtteilen wie Bilderstöckchen oder Dellbrück.

Gute Standorte sind das A und O

Doch ganz gleich wo in der Stadt: Für Imker ohne eigenen Garten ist es gar nicht einfach, für ihre Schützlinge eine Heimat zu finden. Das hat auch der Feuerwehrmann Frank Methien erfahren: „Vorher musste ich bei meinen Kollegen einiges an Überzeugungsarbeit leisten.“ Dann durfte er seine ersten Völker auf seiner Feuerwache in Weidenpesch unterbringen. Inzwischen hat der 48-Jährige Bienen im Benediktinerinnen-Kloster an der Brühler Straße, im Friedenspark, im Priesterseminar an der Kardinal-Frings-Straße und auch mitten in der Stadt, auf dem Dach im Innenhof des Cafés „Törtchen Törtchen“ an der Apostelnstraße. Vor drei Jahren kam er mit den Besitzern ins Gespräch und die wollten es gerne auf einen Versuch ankommen lassen. Die Gäste stören sich offenbar nicht an den Bienen. Von der Betriebsamkeit auf dem Dach bekommen sie sowieso kaum etwas mit.

Bevor Methien mit seinem Hobby anfing, dachte er, „dass man nur auf dem Land imkern kann“. Darüber schmunzelt er heute: „In der Stadt geht das sehr, sehr gut.“ Natürlich hat er in erster Linie das Wohl der Bienen im Auge, doch er sagt auch klipp und klar: „Ich bin auf Honig aus.“ Und bei 15 Völkern kommt schon etwas zusammen. Vor allem in der Gastronomie hat sich der Feuerwehrmann einen stabilen Abnehmerkreis aufgebaut. Und ein Herz für andere Tiere hat der Bienen-Fan auch: Von dem Erlös jedes Glases führt er drei Prozent an eine Wal-Patenschaft ab.

Kölner Imkerverein von 1882
Vorträge, Kurse und Austausch
Leyendeckerstr. 18
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Frank Mann, Tel. 0214 / 707 96 97

Stadtbienen e. V.
Kurse und Online-Shop
Tel. 0170 / 502 88 03

Finkens Garten
Info- und Aktionstage, Bienenhaus, Honigverkauf
Friedrich-Ebert-Str. 49
50996 Köln
Tel. 0221 / 285 73 64

KölnerLeben verlost 5 Honiggläser aus der Ernte von Imker Frank Methien. Schicken Sie das Stichwort „Bienenhonig“ auf einer Postkarte an:
Redaktion KölnerLeben, Unter Goldschmied 6, 50667 Köln,
oder im Betreff einer E-Mail an:
redaktion@koelnerleben.koeln

Einsendeschluss: 30. Juni 2017

Tags: Natur

Kategorien: Leben in Köln