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Leben in Köln

Schon gewusst?

Franz-Josef Knöchel · 09.03.2020

Foto: Franz-Josef Knöchel / ICC-BY-SA 3.0

Foto: Franz-Josef Knöchel / ICC-BY-SA 3.0

Vor sechzig Jahren übernahm Hans Lommerzheim (1930–2005) von seinen Eltern die Gaststätte in der Siegesstraße. Er betrieb sie auf eine ihm eigene Art als vermeintlich „kölscheste aller Kölschkneipen“ zusammen mit seiner Frau Annemie (1932–2016). Auch die baufällige Erscheinung des offenbar nie renovierten Gebäudes trug dazu bei, dass das „Lommi“ Kultstatus erlangte.

Bis heute befinden sich an der Fassade neben einer altertümlichen Inschrift „Gaststätte“ aus Blechbuchstaben längst verwitterte Leuchtreklamen für das noch unter Lommerzheims Eltern ausgeschenkte „Dortmunder Actien- Bier“. Unter Hans Lommerzheim gab es Kölsch aus dem Brauhaus Päffgen, wo dieser zuvor als Köbes tätig war.

Über 45 Jahre hinweg wurde die Einrichtung des nur fünfzig Quadratmeter großen Schankraums kaum verändert. Auch gab es nie eine Zapfanlage, Registrierkasse, Fernseher, Zigarettenautomat oder eine Musikanlage. Die Toiletten lagen wie damals üblich im Hinterhof – für die Herren gab es lediglich eine „Pissrinne“ ... Das Speiseangebot war eher überschaubar: Es gab Halver Hahn, Flönz, Bratwurst, Knoblauchwurst und Hämmchen. Besonders berühmt aber waren die unglaublich dicken Koteletts, die Wirtin Annemie in riesigen Pfannen „jaaanz langsam“ außen knusprig und innen saftig briet. Der als wortkarg, aber auch als schlagfertig und herzlich beschriebene Wirt nahm grundsätzlich keine Bestellungen an. Er brachte das Kölsch einfach dorthin, wo es seiner Meinung nach benötigt wurde.

Als US-Präsident Bill Clinton zum Weltwirtschaftsgipfel 1999 in Köln war und den Wunsch äußerte, einmal eine richtige Kölschkneipe zu besuchen, war es nicht verwunderlich, dass man auf das Lommi kam. Clintons Stab fragte bei Hans Lommerzheim an. Als diesem klar wurde, dass er die Gaststätte wegen des hohen Besuchs für seine Stammgäste schließen müsste, sagte er mit einem deutlichen „Nä, dat geiht nit!“ ab – und Präsident Clinton musste in ein anderes Brauhaus ausweichen. Aus gesundheitlichen Gründen schloss Hans Lommerzheim die Gaststätte Ende 2004, nur ein halbes Jahr später verstarb er. In der Trauerrede für ihn wurde betont: „Seine Arbeit war nicht Beruf, sondern Berufung. Jeder war bei Lommi gleich wichtig, Generaldirektor, Arbeitsloser, Student, Rentner.“

Im März 2008 erfolgte die Wiedereröffnung der Kneipe. Zu Ehren des Wirts wurde 2009 ein „Lommi-Brunnen“ im Biergarten enthüllt und 2010 ein nahe gelegener Fußweg „Hans- Lommerzheim-Weg“ benannt.

Weitere Informationen beim LVR-Informationssystem KuLaDig – Kultur. Landschaft.

Digital. www.kuladig.de

Tags: Deutz , Veedel

Kategorien: Leben in Köln