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Wenn Kraklinge rheinmachen – freiwillige Müllsammler

Susanne Neumann · 03.07.2020

„Krakenpapa“ Christian Stock (links) und Katja Tillmann im Einsatz am Rhein. Sie sagt: „Mit der Zeit wird es unmöglich, den ganzen Müll nicht zu sehen, wenn man unterwegs ist.“ Foto: Susanne Neumann

„Krakenpapa“ Christian Stock (links) und Katja Tillmann im Einsatz am Rhein. Sie sagt: „Mit der Zeit wird es unmöglich, den ganzen Müll nicht zu sehen, wenn man unterwegs ist.“ Foto: Susanne Neumann

Mit Abfallsäcken und Greifzangen rücken die „Kraklinge“ gegen die Hinterlassenschaften gedankenloser Mitmenschen an. Lesen Sie über die Anfänge von Christian Stock und K.R.A.K.E., der Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit.

Mit einem knallig orangefarbenen Müllsack in der einen und einer Greifzange in der anderen Hand schreitet Christian Stock langsam das Ufer des Rheins im Kölner Rheinpark ab. Hier sammelt er eine geleerte Plastikflasche auf, dort die Folienverpackung eines Schokoriegels. Sogar die eine oder andere achtlos weggeworfene Zigarettenkippe zwischen den Steinen pickt er mit seinem Werkzeug auf und steckt sie in den Abfallsack.

So ein 120-Liter-Müllsack wiege je nach Inhalt durchschnittlich 25 Kilogramm, wenn er voll ist, schätzt er. Der Schauspieler lebt in Köln und hat vor vier Jahren die „Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit“, kurz „K.R.A.K.E.“, ins Leben gerufen. Im digitalen Netzwerk Facebook gründete er eine gleichnamige Gruppe, in der sich Freiwillige zu gemeinsamen Müllsammelaktionen verabreden – vorallem am Rheinufer, aber auch an Seen, in Parks und Wäldchen. Mittlerweile hat die Gruppe mehrals 4.000 Mitglieder. „Kraklinge“ nennen sie sich.

Bis zu hundert volle Säcke

„Diese Gruppe entstand, weil unsdie Vermüllung des Rheinufers und als Folge auch der Meere chronisch auf den Zeiger ging“, stellt sich die K.R.A.K.E. auf Facebook vor. „Anstatt rumzujammern oder Schuldige zu finden, packen wir lieber selber an und bewaffnen uns mit Handschuhen und Müllsäcken. Macht mit mehreren Leuten sogar Spaß!“

Zwischen zwölf und fünfzig Menschen jeden Alters machen bei diesen Aktionen mit, die in unregelmäßigen Abständen an verschiedenen Orten in Köln stattfinden. In einer zweieinhalbstündigen Müllsammelaktion trage eine Person je nach Einsatzortz wischen vier und zehn Säcke zusammen, erzählt „Krakenpapa“ Christian Stock. „Siebzig bis hundert volle Säcke insgesamt am Ende sind keine Seltenheit.“

Mancher Müll kommt von rheinaufwärts. An bestimmten Stellen am Rhein sammele er sich durch den Strömungsverlauf und Hochwasser, zum Beispiel im Süden Kölns in der Westhovener Aue oder zwischen Stammheim und Flittard im Norden. Und dann gebe es natürlich jene Orte am Rhein und auf anderen Grünflächen, an denen Umweltsünder viel Müll hinterlassen, besonders an sonnigen Wochenenden.

Ehrenamtspreis der Stadt Köln

Nach Angabe des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) schwemmt der Rhein jedes Jahr geschätzte 380 Tonnen Kunststoff in die Nordsee. Eine große Gefahr für Wale und Delfine, Meeresschildkröten, Seevögel und Fische, die bis zum Tod der Tiere führen kann. „Jedes Stück Müll, das ich aufsammle, kann nicht im Meer schwimmen“, bringt Christian Stock seine Motivation auf den Punkt.

Dieser Gedanke mache bei den Sammelaktionen ein gutes Gefühl. Und: „Mittlerweile fehlt mir schon richtig was, wenn ich eine Woche keinen Müll gesammelt habe.“ Da störe es auch nicht, dass Kraklinge von Passanten schonmal eine dumme Bemerkung kassierten, weil sie anderen ihren Müll hinterherräumten. Der weitaus größere Teil der Reaktionen auf die Abfallsammelaktionen sei positiv. Im letzten Jahr nahm Christian Stock für die K.R.A.K.E. sogar den Ehrenamtspreis der Stadt Köln, „KölnEngagiert 2019“, entgegen.

Foto: Christian Stock, K.R.A.K.E.

Immer dabei: die Greifzange

Sein Schauspielkollege Peter Brachschoss ist Krakling der ersten Stunde. Er schätze an den Sammelaktionen die Gelegenheit, Gleichgesinnte zu treffen, sich mit ihnen auszutauschen und gemeinsam Sinnvolles zu tun, erzählt er. „Hinterher ist man stolz, was man gemeinsam geschafft hat. Und dann trinkt man vielleicht auch noch ein Kölsch zusammen.“

Auch der ungezwungene Ablauf einer Aktion kommt dem 63-jährigen Kölner entgegen: „Es gibt keinen festen Turnus und kein Muss, man macht einfach mit, wenn man Zeit hat. “Verabredet wird vorab nur Ort, Treffpunkt und von wann bis wann gesammelt wird. „Ob ich dann mal später dazustoße oder früher wieder gehe, ist egal“, beschreibt Peter Brachschoss das zwanglose Prozedere. „Und jeder sammelt nach seinen Möglichkeiten, das ist kein Wettbewerb!

“Für seine Einsätze hat sich Peter Brachschoss eine robuste eigene Greifzange zugelegt. Aber Christian Stock hat auch immer einen Satz Greifzangen dabei. Die Abfallwirtschaftsbetriebe Köln (AWB) spendieren die Handschuhe und die Abfallsäcke, die sie nach der Aktion an vereinbarten Sammelpunkten abholen. Sperrgut wird separat bereitgestellt und kommt in die Verwertung. Und Pfandflaschen stellen die Kraklinge neben die öffentlichen Mülleimer, um sie den Sammlern zu überlassen.

K.R.A.K.E. –Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit
Ansprechpartner: Christian Stock
E-Mail: krake@krake.koeln

Über die Website der K.R.A.K.E. ist ein Newsletter zu beziehen, der als E-Mail über Neuigkeiten und Termine der K.R.A.K.E. informiert. Einfach eintragen, passenden Termin erfahren und hingehen!

Mehr Informationen finden Sie auf der Webseite der Gruppe K.R.A.K.E. Koeln


Quelle: KölnEngagiert2019/Youtube

 

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Tags: Ehrenamt und Freiwilligkeit , Umweltverschmutzung

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