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Leben in Köln

Stationäre Pflege: Wir brauchen mehr Heimplätze

Philipp Haaser · 05.05.2022

Gepflegt im Veedel

Damit der Ausbau in Köln trotzdem funktioniert, müssen viele Ansätze ineinandergreifen. Ein Konzept soll künftig dafür sorgen, dass die Bedürfnisse der pflegebedürftigen Menschen in der Stadtplanung systematischer und effektiver berücksichtigt werden. Der Rat soll sich in diesem Jahr damit befassen.

In neu geplanten Quartieren sollen beispielsweise ambulante Pflegedienste und Menschen, die auf barrierefreie Wohnungen angewiesen sind, konsequenter berücksichtigt werden. „Wir werden wegkommen von den großen Heimen“, sagt Rau.

Pflege in der Zukunft

Der neue Ansatz: kleinere, dafür viele Einrichtungen, Mehrgenerationenhäuser, „pflegetauglicher“ Wohnraum. Dazu ein Netzwerk, das mit Tagespflegeangeboten, Quartiersmanagern und Pflegestützpunkten gut erreichbar ist. „Die Pflege soll noch mehr als bisher in den Alltag und das gewachsene Umfeld der pflegebedürftigen Menschen integriert werden“, sagt Rau.

Politische Vorgaben für Baugebiete können die Voraussetzungen schaffen. Letztlich müssen sich aber Immobilien Entwickler finden, die das auch umsetzen wollen. Mit dem städtisch kontrollierten Wohnungsunternehmen GAG und den SBK, die Rau für diese Aufgabe gerne stärken würde, kann die Stadt darauf hinwirken.

Grundstücke für Pflegeeinrichtungen

Für die anderen Träger von Pflegeeinrichtungen muss der Neubau finanzierbar werden. Und auch dafür braucht es freie, bezahlbare Grundstücke. Die Vergabe von städtischen Flächen, etwa in den geplanten Baugebieten Parkstadt Süd, Deutzer Hafen, Kreuzfeld oder Rondorf Nord-West, wird entscheidend sein.

Michael Isfort vom Deutschen Institut für Qualität in der Pflege, das an der Katholischen Fachhochschule in Köln angesiedelt ist, hält das sogar für den wichtigsten Hebel. Auch er sieht in Quartierskonzepten den richtigen Weg. Doch er warnt: Wenn die Stadt ihre Grundstücke weiterhin an die höchstbietenden Investoren verkaufe, blieben die Betreiber von Pflegeeinrichtungen ohne Chance.

Pflegeheime für den Profit?

Isfort plädiert dafür, stärker darauf zu achten, mit welchen Trägern die Stadt zusammenarbeiten will. Weil kommerzielle Unternehmen eine bestimmte Rendite erwirtschaften müssen, würden sie bei den Personalkosten sparen, die rund 70 Prozent ihrer Ausgaben ausmachten.

Im Gegensatz zu den freien Trägern der Wohlfahrtspflege seien sie seltener an Tarifverträge gebunden, sagt auch Jennifer Soff, Gewerkschaftssekretärin bei Ver.di und unter anderem für den Gesundheitssektor in Köln zuständig.

Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte

Die Folge: Die Fluktuation bei den kommerziellenBetreibern ist hoch, die Qualität der Pflege leidet. Sie fordert, beim Ausbau der Pflegeplätze „von Anfang an gute Arbeitsbedingungen“ anzustreben. Personal ist in der Branche ohnehin knapp. Bis zu 1.800 Fachkräfte fehlen in Köln, so Experten.

Rau und seine Mitarbeitenden wollen deshalb systematischum Fachkräfte werben, die Ausbildung in Köln stärken und sich für bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende, Hilfs- und Fachkräfte stark machen. Der Bau von bezahlbarem Zuhause für pflegende und gepflegte Menschen – ein gleichermaßen wichtiges Vorhaben, das mit guter Planung und dem Zusammenwirken vieler Institutionen gelingen könnte.

Wenn das Geld nicht reicht - Pflegegeld

Wer sich die Unterbringung im Pflegeheim nicht leisten kann, kann Hilfe zum Lebensunterhalt in einer Einrichtung und Pflegewohngeld beim Sozialamt beantragen. Zuständigist das Amt des letzten gemeldeten Wohnortes vor Heimbezug. In Köln sind das die Außenstellen des Amtes für Soziales, Arbeit und Senioren in jedem Bezirksrathaus.

Alle Adressen unter 0221 / 221-0 oder der 115 oder auf www.stadt-koeln.de In der Regel unterstützen die Einrichtungen die Beantragung beim zuständigen Sozialamt.

Seit diesem Jahr müssen Kinder von pflegebedürftigen Senioren erst einspringen, wenn ihr persönliches Brutto-Jahreseinkommen 100.000 Euro übersteigt.

Hören Sie unseren KölnerLebenPodcast zum Thema: Pflegeplatz gesucht. Und gefunden?

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Tags: Pflege in Köln , Wohnen im Alter

Kategorien: Leben in Köln , Pflege