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Leben in Köln

Immer auf der Gewinnerseite

Karin Bünnagel · 27.08.2019

Auf Meisterschaften leidet und jubelt Kuno Stirnberg mit seinen Schützlingen. Foto: privat

Auf Meisterschaften leidet und jubelt Kuno Stirnberg mit seinen Schützlingen. Foto: privat

Wer sportlich ist, kann aktiv werden, um auch andere zu bewegen.

Fußball, Tennis, Golf – Bälle und Bewegung sind für Kuno Stirnberg Leben. Und genau das zeigt auch seine sportliche Biografie. Fußball und Tennis hat er als jüngerer Mann selbst gespielt. Seit derJahrtausendwende konzentriert er sich auf das Golfspielen, zum Ausgleich für seine Ehrenämter. Denn seit 43 Jahren ist der 76-Jährige ehrenamtlich in Sportvereinen aktiv. Scherzhaft könnte man ihn auch als Marathonmann des sportlichen Ehrenamtes bezeichnen.

„Angefangen hat es damit, dass ich meine Kinder in der Fußballmannschaft trainiert habe“, erzählt er. Wenige Jahre später sattelte er um und engagierte sich als Sportwart in dem Tennisverein, den seine Ehefrau mitbegründet hatte. Es folgten die Karrieresprossen Jugendwart, Sportwart im Tennisbezirk Aachen-Düren-Heinsberg und schließlich Verbandsjugendwart beim Tennisverband Mittelrhein. „Das mache ich nun seit 2010, seitdem ich Rentner bin“, sagt Stirnberg. Gerade erst wieder hat sich seine Amtszeit um zwei Jahre verlängert, doch dann ist Schluss für den Dürener. „Es müssen dann wieder andere ran. Jüngere. Obwohl es gar nicht so einfach ist, Menschen dafür zu begeistern.“

Eine wirkliche Herzensangelegenheit

280.000 Kölnerinnen und Kölner gehen in etwa 640 Vereinen ihrem sportlichen Hobby nach. Zur Bewältigung dieses Andrangs sind die Vereine auf ehrenamtliches Engagement angewiesen – ob als Übungsleiter, Schiedsrichter oder in der Vorstandsarbeit. Und leiden darunter, dass die Bereitschaft zum aktiven Anpacken in der Gesellschaft nicht ausreichend groß ist. Stirnberg sieht hier zwei Ursachen. Die eine liege in der veränderten Arbeitswelt, in der Berufstätige sehr stark eingespannt sind. „Mein Arbeitgeber war dem Ehrenamt gegenüber sehr positiv eingestellt. Ich durfte als ehrenamtlich Tätiger während meiner Arbeitszeit auch mal eine halbe bis ganze Stunde pro Woche dafür aufwenden“, berichtet er. Dass das heutzutage Arbeitnehmern möglich ist, stellt er in Frage.

Den zweiten Grund sieht er darin, dass niemand mehr gerne Verantwortung für andere übernehmen möchte. „Dabei bekommt man soviel zurück!“, begeistert sich Stirnberg. „Ich bin sehr kontaktfreudig und freue mich über die vielen Menschen, mit denen ich durch den Sport in Verbindung stehe.“ Als Vorsitzender derJugendabteilung im Tennisverband kommt ihm seine Kommunikationsstärke sehr zugute. Und vor allem: „Es macht viel Spaß, etwas für andere zu tun.“

Zehn bis fünfzehn Stunden in der Woche ist Stirnberg für den Verband aktiv, seitdem er als Rentner mehr Zeit hat. Zu viel Zeit sei das, findet seine Frau. Für ihren Mann indes ist es eine reine Herzensangelegenheit. „Noch heute grüßen mich Leute auf der Straße, die ich als Jugendliche im Fußball trainiert habe. Und die sind heute auch schon über fünfzig Jahre alt!“, freut er sich. Auch in seiner Funktion im Tennisverband hat er es mit Jugendlichen zu tun. „Mit den jungen Leuten Zeit zu verbringen, sie zu fördern, sich auf Meisterschaften zu treffen – das ist so motivierend.“ Die schönste Zeit im Verein sei überhaupt die gewesen, „als wir mit der ganzen Familie die Wochenenden gemeinsam auf dem Tennisplatz verbracht haben“.

Vorbild sein

Marliese Stein macht es eben falls Spaß, mit Menschen zusammenzuarbeiten. Die 62-Jährige leitet ehrenamtlich für den Nippeser Turnerkreis Fitnesskurse für Senioren. „Bei den älteren Menschen geht es gesitteter zu als bei den Kindern“, sagt Stein, „sie haben aber genauso viel Freude an Bewegung.“ Gesund altern oder zumindest ohne große Beschwerden zu altern – das ist das Anliegen für Stein. „Ich habe selbst Rückenbeschwerden und mir hilft die Bewegung, die Schmerzen gering zu halten.“ Das mache sie auch glaubwürdiger. „Im Training sollte jeder auf seine individuelle Grenze achten.“ Regelmäßig bildet sich Marliese Stein weiter. „Die Senioren, die ich trainiere, leiden unter Herz- oder Lungeninsuffizienz, gehen am Rollator oder sind fit. Jedem Einzelnen will ich Anregungen geben – und zwar fundierte, wissenschaftliche.“

Marliese Stein hängt an den Gruppen, die sie trainiert. Vor allem an denen, die sie selbst aufgebaut hat. Ihr Ehrenamt gibt ihr Zufriedenheit und Anerkennung. „Manchmal ist es aber auch stressig, dann muss ich diplomatisch sein und zwischen den Parteien vermitteln.“ Dass der Apfel oftmals nicht weit vom Stamm fällt, zeigt sich auch in der Familie Stirnberg. Seit zwei Jahren engagiert sich der älteste Sohn – mittlerweile selbst Vater – ehrenamtlich. Natürlich im Sportverein.

Informationen:

Ausbildung zum Übungsleiter

Auch in fortgeschrittenem Alter ist der Einstieg als ehrenamtlicher Übungsleiter in den Kölner Breitensportvereinen möglich.

Der Stadtsportbund Köln bietet ab dem 17. August eine Übungsleiter/innen-C Ausbildung für Kölnerinnen und Kölner ab 60 Jahren an. Wer Spaß an Bewegung hat und diesen auch gerne weiter- vermitteln möchte, ist bei der Ausbildung genau richtig. 

Kosten: 50 Euro.

Anmeldung: Stadtsportbund Köln e. V.,
Nele Reiners,
Tel. 0221 / 92 13 00-21
www.ssbk.de

 

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Tags: Ehrenamt , Sport

Kategorien: Leben in Köln