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Gesund leben

Krampfadern: Ziehen oder Zeigen?

lvp · 30.10.2018

Foto: fotolia © aletia2011

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Krampfadern sind nicht nur ein ästhetisches Problem. Sie können auch gesundheitliche Beschwerden verursachen.

Im Blutkreislauf ist das Herz der Motor und die Adern bilden das Leitungssystem. Dabei transportieren die dickwandigen Arterien sauerstoffreiches Blut vom Herzen in alle Organe und die dünnen, sehr dehnbaren Venen das sauerstoffarme Blut dorthin zurück. Die Unterschenkelvenen leisten dabei Schwerstarbeit: Sie sind am weitesten vom Herzen entfernt und pumpen gegen die Schwerkraft. „Die Venenklappen sind normalerweise geöffnet. Wenn man sich aber anstrengt und Druck erzeugt, etwa beim Heben, bleiben sie verschlossen, um einen Rückfluss zu verhindern“, erklärt Dr. Horst Peter Steffen, Chefarzt des Venenzentrums Capio Klinik im Park in Hilden. 7.000 Liter Blut fließen so täglich durch die Venen.

Gefährliche Komplikationen durch Krampfadern

Wenn die Klappen nicht mehr richtig schließen und das Blut sich in den Beinen mehr und mehr staut, spricht man von Venenschwäche (Veneninsuffizienz). Je nach Schweregrad reichen die Beschwerden von müden Beinen über harmlose Besenreiser, das sind winzige rötlich-bläuliche Venen, bis hin zu Krampfadern (Varizen). Bleiben diese unbehandelt, können sie im Laufe der Zeit zu bräunlichen Verfärbungen der Haut, spontanen Blutungen und Entzündungen führen. Gefährlich ist eine Venenentzündung: Wandern Blutgerinnsel in die Tiefe, führen sie im schlimmsten Fall zu einer Lungenembolie.

Krampfadern sind eine Volkskrankheit: Bis zu 30 Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen. Frauen etwas häufiger als Männer. Ursache ist in erster Linie eine altersbedingte Schwäche der Venenwände oder Venenklappen, die mit der Zeit erschlaffen. Erste Symptome können schwere, unruhige Beine, nächtliche Wadenkrämpfe und Schwellungen an den Fußknöcheln sein. „Bei solchen Anzeichen sollte man einen Facharzt aufsuchen, der schnell und schmerzlos per Ultraschalluntersuchung für Klarheit sorgt“, sagt der Kölner Gefäßchirurg und Phlebologe Lothar Müller.

Sind Krampfadern einmal da, bilden sie sich nicht mehr zurück. Doch je früher man mit der Behandlung beginnt, desto besser. Am Anfang reicht oft eine gezielte Bewegungstherapie oder das Tragen von Kompressionsstrümpfen. Die richtige operative Therapie hängt vom Einzelfall ab. Das Alter spielt dabei im Prinzip keine Rolle. „Es gibt keinen Grund mehr, einem älteren Menschen eine Behandlung vorzuenthalten“, sagt Müller.

Moderne Methoden nahezu schmerzlos

Mit Stripping, Veröden, Radiowellen, Lasern und Verkleben bieten sich verschiedene Verfahren an. Gebräuchlich ist das Stripping, bei dem die kranken Venen aus dem Bein gezogen werden. Bei der Verödung dagegen spritzt der Phlebologe einen Schaum direkt in die Krampfader. Er enthält Substanzen, die eine Entzündung auslösen und so die Vene verschließen. Beim Lasern wiederum werden die Wände des Gefäßes erhitzt und von innen verschweißt – die Vene stirbt ab. „Diese modernen Methoden sind nahezu schmerzlos, fast immer ist die Behandlung ambulant möglich, es bleiben keine großen Narben zurück und häufig ist nur eine örtliche Betäubung nötig, keine Narkose“, zählt Müller die Vorteile auf.

Doch was zahlt die Kasse? Auf jeden Fall die Kompressionsstrümpfe, es fällt aber ein Eigenanteil an. Bei der Übernahme der weiteren Kosten sollte man sich vorher erkundigen, denn nur die privaten Krankenversicherungen bezahlen in der Regel alle Verfahren. Die gesetzlichen Kassen übernehmen zwar das Stripping, aber nicht unbedingt das Lasern oder Verkleben.

6 Tipps für gesunde Beine

1. Mehrmals täglich die Muskelvenenpumpe anregen: Dazu auf die Zehen stellen, Füße langsam abrollen. Etwa zwei, drei Minuten.
2. Wechselduschen (kalt – warm) trainieren die Kapillargefäße und unterstützen die Durchblutung.
3. Wärme oder pralle Hitze vermeiden, denn das weitet die Venen noch mehr.
4. Ausdauersport wie Walking, Tanzen, Schwimmen oder Radfahren kräftigt die Muskelpumpen und entstaut die Beine.
5. Beine mal zwischendurch hochlegen. Mal barfuß gehen.
6. Bei längeren Flügen oder langem Stillsitzen Kompressionsstrümpfe tragen. Diese immer im Fachhandel anpassen lassen.

Infos zur Venengesundheit

Deutsche Venen-Liga e. V.
Geschäftsstelle West
Hagelkreuzstr. 37,
40721 Hilden
Tel. 02103 / 24 26 91

Deutsche Gefäßliga e. V.
Mühlenstr. 21–25,
50321 Brühl
Tel. 02232 / 76 99-790

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