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Reisen und Ausflüge

Dülmener Wildpferde

Cornelia Höchstetter · 04.04.2024

Die Dülmener Wildpferde leben in freier Natur. Foto: Cornelia Höchstetter

Die Dülmener Wildpferde leben in freier Natur. Foto: Cornelia Höchstetter

Im Münsterland leben bei Dülmen rund 400 Wildpferde. Besucher können die Tiere bei Führungen beobachten oder den jährlichen großen Fang der Junghengste hautnah miterleben.

Diese Pferde haben die perfekte Tarnung: Ihr graues oder bräunliches Fell macht sie im Wald ziemlich unauffällig. Besonders in der Morgendämmerung. Zwischen den Buchen, Eichen und Birken kann man die kleineren Grüppchen kaum sehen und hören. Nur ab und zu wiehert ein Fohlen in höchster Tonlage nach der Mutter.

Dülmener Wildlinge heißen die ponygroßen Tiere, die auf 400 Hektar durch Wald und über Wiesen ziehen. Sie leben im Merfelder Bruch, einem ehemaligen Münsterländer Sumpfgebiet nahe der Stadt Dülmen. Wer sie aus nächster Nähe sehen möchte, nimmt an einer Führung, etwa mit Oberforstinspektorin Friederike Rövekamp, teil. Ein eindrucksvolles Erlebnis ist ihre Führung zum Sonnenaufgang – sie findet nur an zwei Terminen im Jahr statt.


Revierkämpfe unter Wildpferden sind ein Naturschauspiel, das man im Münsterland live beobachten kann. Foto: Cornelia Höchstetter

Führungen im Frühjahr

Im Frühjahr ist es besonders spannend. Denn im April und Mai laufen für einige Wochen zwei Hengste in der Herde mit und sorgen für den Nachwuchs. Das ist auch die Zeit, in der die einjährigen Junghengste noch in der Herde leben. Sie testen ihre jugendliche Stärke aus und spielen Hengstkämpfe.

Aus dem Wäldchen hört man empörtes Quietschen. Wahrscheinlich von einer Stute, um den Hengst noch etwas auf Abstand zu halten. Geschwind trabt eine Truppe Jährlinge vorbei, erkennbar an ihrer jugendlichen Schlacksigkeit und an den kurzen Schweifen. Der Rest der Pferde interessiert sich nicht für die Besuchergruppe. „Ich staune selber immer wieder, wie ruhig und gelassen die Pferde sind, auch wenn wir hier durchlaufen“, kommentiert Rövekamp, die neben den Führungen auch für das Wohlergehen der Tiere verantwortlich ist.


Gehegt und gepflegt: Diese Stute kümmert sich in Ruhe um ihr Fohlen. Foto: Cornelia Höchstetter

Man kann in der Wildbahn herrlich beobachten, wie bereits die Fohlen das angeborene Sozialverhalten beherrschen: etwa Drohgebärden wie Auskeilen oder mit gespitzten Ohren Freundlichkeit signalisieren. Dank des Lebens in der Herde wissen sie sich gut zu benehmen. „Deshalb sind Dülmener sehr beliebt als Therapiepferde, Kinderponys oder Freizeitpferde“, erklärt die Försterin. So ruhig es auf den Führungen durch die Wildbahn zugeht, so viel Trubel herrscht am letzten Samstag im Mai: Seit 1907 findet der Wildpferdefang statt.

Öffentliche Versteigerung

Die Jährlingshengste werden für eine Versteigerung aus der Herde sortiert, damit sich der Bestand nicht unkontrolliert vergrößert. Über 15.000 Zuschauer verfolgen das in einer eigens dafür gebauten Arena. Dort galoppieren über 300 Wildlinge hinein. Männer in blauen Hemden fangen die halbstarken Hengste, die ihnen manchmal ganz schön auf der Nase herumtanzen.

Die Dülmener Wildpferde sind ein Überbleibsel von einst zahlreichen regionalen Pferdepopulationen. Die lebten schon vor über tausend Jahren wild. Bei Bedarf fing sie der Mensch und nutzte sie als Arbeits- oder Kutschpferde. Solche Wildgestüte gab es im Duisburger Wald, im Arnsberger Wald im Sauerland oder in der Senne bei Bielefeld.

Als der Mensch immer mehr Wiesen in Äcker umwandelte und Flächen bebaute, blieb immer weniger Platz für die Wildpferde. Auch für die Dülmener, die erstmals 1316 urkundlich erwähnt sind. „Sie drohten auszusterben, also zäunte mein Ururgroßvater Alfred von Croÿ 1845 die Wildbahn ein“, erzählt Rudolph Herzog von Croÿ. Seitdem sind die Wildpferde im Familienbesitz. Er möchte mit den Dülmenern das Bewusstsein wecken, quasi eine Art „Schaufenster in die Vergangenheit“ schaffen, damit der Mensch das Pferd, sein Verhalten und seine Bedürfnisse besser versteht.

Pferdebeobachtung:
Die Besucherwiese ist geöffnet von März/ April bis Oktober,
Sa/So und Feiertage 10–18 Uhr.
Eintritt 4 Euro, Kinder 2 Euro.

Führungen:
Gruppenführung ab 10 Personen Mo–Fr mit Försterin Friederike Rövekamp,
Anmeldung: 0170 / 347 80 05.
www.wildpferde.de
Sa/So über Dülmen Marketing e. V.,
Tel. 02594 / 123 45.
www.duelmen.de/tourismus/wildpferde

Zum Sonnenaufgang:
Fr, 5.4., 6.15 Uhr und Di, 20.8., 5.45 Uhr;
19 Euro, Kinder 17 Euro mit Frühstück

Am Abend um 18 Uhr:
Mi, 3.4., Fr, 3.5. und 14.6., Do, 11.7. sowie freitags 9.8., 23.8., 6.9. und 11.10.;
12 Euro, Kinder 10 Euro

Wildpferdefang am Samstag, 25.5.:
Sitz- und Stehplätze 12–38 Euro. Mit Glück sind noch Tickets erhältlich auf
www.eventim.de/artist/wildpferdefang-duelmen
Ab circa November dann für 2025.

Oldtimerbustouren ab Dülmen-Stadtmitte zum Merfelder Bruch mit Wildpferde-Führung:
Fr, 17.5. und Fr, 27.9., 17.15 Uhr;
28 Euro, Kinder 26 Euro
Alle Tickets: www.duelmenmarketing.ticket.io

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Tags: Ausflugstipp , Wildpferde

Kategorien: Reisen und Ausflüge