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Kölner Köpfe – Richard Bargel

Diana Haß · 22.11.2023

Richard Bargel. Foto: Diana Haß

Richard Bargel. Foto: Diana Haß

Seit mehr als fünfzig Jahren steht Multitalent Richard Bargel (72) auf der Bühne. Als Bluesmusiker erhielt er kürzlich den Preis der Deutschen Schallplattenkritik.

Sie sind in erster Linie Musiker, außerdem Schauspieler, Fotograf und Autor. Warum so viele künstlerische Ausdrucksformen?

Mein Interesse und meine Fähigkeiten sind breit gefächert und ich suche immer neue Herausforderungen. Deshalb liebe ich es, mich auf unterschiedlichen Kunstebenen zu tummeln.

Was bedeutet Ihnen der Preis?

Dass das Album „Dead Slow Stampede“ ausgezeichnet wurde, ist für mich eine große Ehre. Ich habe ihn schon 1992 und 2005 bekommen. Gerade beim Blues muss man sich als Deutscher gegen Amerikaner und Engländer durchsetzen. Einen großen Verdienst hat Fabio Nettekoven, mein dreißig Jahre jüngerer Gitarrist, der das Album auch produziert hat.

Werden Bluesmusiker besser mit dem Alter?

Beim Pop wird das Junge und Frische gefeiert, beim Blues ist es genau umgekehrt. Je jünger du bist, desto weniger wirst du respektiert. Beim Blues geht es viel um Erfahrung, darum, was man alles erlebt hat. Ich bin in den 60er- und 70er-Jahren groß geworden, mit der Hippiebewegung und der Bürgerrechtsbewegung, und war politisch sehr engagiert. Als ich jung war, war ich viel aggressiver. Ich habe den Blues mehr geschrien. Heute variiere ich mit der Stimme, es gibt auch sanftere Töne.

Sie haben 2000 einen Alkohol-Entzug gemacht.

Sonst hätte ich mich zu Tode gesoffen. Fast drei Jahrzehnte habe ich praktisch durchgetrunken. Irgendwann konnte ich mich selber nicht mehr leiden. Mit Hilfe von Freunden und meiner Ex-Frau habe ich eine Therapie gemacht. Das Leben hat sich seitdem sehr verändert. Ich bin mittlerweile eine andere Person, viel kreativer, selbstbewusster und im Leben drin. Ich bin ein Morgenarbeiter, oft stehe ich schon um 5 Uhr auf, trinke ein paar Kaffee, rauche und arbeite.

Bereuen Sie den Absturz?

Aus jeder Katastrophe lernt man. Das ist bereichernd für ein Leben. Was soll da künstlerisch kommen, wenn man keine Geschichten zu erzählen hat? Meine Musik kommt sehr intim und persönlich aus dem Bauch und bei der Fotografie ist das ähnlich.

Welche Pläne gibt es?

Ich werde ein Fotobuch herausbringen mit 1.111 Straßenfotografien aus der Pandemie. Nächstes Jahr touren wir verstärkt durch Deutschland und präsentieren das Album.

Das Gespräch führte Diana Haß.

Tags: Kölner Köpfe , Musikszene Köln

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