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Grabsteine – Kultur und Trends in Köln

Bernd Schöneck · 16.11.2023

Früher waren Grabsteine meist aus dunklem, blank poliertem Marmor. Doch Geschmack und Angebot haben sich geändert. Foto: marako85 / iStockphoto

Früher waren Grabsteine meist aus dunklem, blank poliertem Marmor. Doch Geschmack und Angebot haben sich geändert. Foto: marako85 / iStockphoto

Ein Blick auf die Grabsteinkultur von heute zeigt: Vielfalt, Individualität und fair gehandelt liegen im Trend. Worauf sollte man beim Kauf achten und welche Kosten sind realistisch? Ein Überblick.

Beim Besuch eines Friedhofs fallen sie sofort ins Auge: Grabsteine, die individuell gestaltet viel von dem Verstorbenen erzählen, an den sie erinnern. Passé sind die dunklen, breiten, schweren Steine der Nachkriegs-Ära die – nur mit Namen, Geburts- und Todesdatumversehen–die Grabstätte„markierten“.

Heute geht es vielmehr um das individuelle Andenken und die liebevolle Erinnerung an eine Persönlichkeit. Dies weiß auch Steinmetz Michael Prickartz, Inhaber von „Stein und Bild“, direkt am Eingang zum Melatenfriedhof gelegen: „Marmor als Material ist quasi weg, ebenso wie schwarze Steine“, erzählt er. „Momentan angesagt sind farbenfrohe Sachen. Und statt breiterer Steine liegt die Stelenform im Trend, oft auch in Zweier-Kombi.“

Welche Materialien sind erlaubt?

Immer mehr Vielfalt gebe es auch bei Materialien: Bei Natursteinen ergänzt neben Granit heller Sandstein die Palette; auch Holz, Aluminium oder Bronze sind beliebte Werkstoffe, oft in Kombination. Dazu werden Steine bemalt, mit buntem Glas oder Mosaik verziert oder mit stilisierten Reliefs versehen. Oder ein sehr persönlicher Spruch wird eingraviert, aufgesetzt oder aufgemalt. „Auch persönliche Beigaben werden mehr. Etwa Sachen, die der Verstorbene bei sich trug oder oft benutzte. So wie ein Handschmeichler-Stein oder getrocknete Seeigel. Die lassen sich in den Grabstein einbringen.“

„Marmor als Material ist quasi weg, ebenso wie schwarze Steine.“

Michael Prickartz, Steinmetz

Die Wahl des Steins sei vor allem eines: höchst individuell. „Jeder Jeck ist eben anders“, stellt Prickartz fest. „Einige wünschen Gradliniges, andere Verschnörkeltes.“ Ein weiterer Trend sei die Kombination eines Steins mit Pflanzen, die nicht nur Grabdekoration, sondern Teil des Stein-Designs sind. Auch praktische Erwägungen wie Größe, Lage und Lichteinfall der Grabstätte spielen eine Rolle.

Ein Urnengrab bietet andere Voraussetzungen als ein Doppelgrab. Soll der Grabstein liegen oder stehen? Die Kölner Friedhofssatzung lässt dabei viel Freiheit: Die Ruhestätte sei so zu gestalten und an die Umge- bung anzupassen, „dass die Würde und der Charakter des Friedhofs gewahrt werden“, heißt es dort. Der Stein darf nicht breiter sein als das Grab; als Höhe sind – ohne Extra-Bauantrag – zwei Meter zulässig. Als Materialien werden nur Kunststoffe, Kunststein, Porzellan und Keramik ausgeschlossen.

Gibt es gesetzliche Vorgaben?

„Gerade reflektierte Menschen fragen von sich aus immer häufiger, woher der Stein kommt“, so Lutz Pakendorf, Geschäftsführer der Kölner Friedhofsgärtner-Innung. In Indien, China, Vietnam und den Philippinen schuften oft Kinder in Steinbrüchen oder Ziegeleien. Allein aus Indien kamen laut Schätzung des Deutschen Naturwerkstein-Verbands ein Drittel bis die Hälfte der Steine auf deutschen Friedhöfen.

„Gerade reflektierte Menschen fragen von sich aus immer häufiger, woher der Stein kommt“.

Lutz Pakendorf, Geschäftsführer der Kölner Friedhofsgärtner-Innung

Doch Grabsteine aus unklarer Herkunft sind nicht nur ethisch fragwürdig, sondern stellen inzwischen gemäß NRW-Bestattungsgesetz auch eine Ordnungswidrigkeit dar, die mit bis zu 3.000 Euro Bußgeld belegt werden kann. Da erst einmal der Auftraggeber haftet, sollte man sich die Herkunft eines Steines auf jeden Fall belegen lassen – mit einem Zertifikat.

Denn seit 2020 müssen Steine aus einem der genannten Länder zertifiziert sein. „Zertifikate bieten einen gewissen Schutz“, erläutert Christian Wanninger vom Verein „earthlink“. Die Zertifizierer, etwa „Fair Stone“ und „Xertifix“, verpflichten Betriebe, Kinder- und Zwangsarbeit auszuschließen und weitere Standards, etwa Mindestlohn und Arbeitsschutz, einzuhalten.

Sollte man besser fair gehandelte Grabsteine kaufen? Welche heimischen Steine werden empfohlen?

„Wer aber zu 100 Prozent sichergehen will, sollte auf heimische Materialien zurückgreifen“, rät Wanninger. Und die sind kaum teurer, berichtet Prickartz. „Die Preisdifferenz ist inzwischen minimal, eventuell noch 200 bis 300 Euro.“ Aber natürlich hängen die Preise vom jeweils verwendeten Material und vom Arbeitsaufwand ab, davon, ob es ein Einzel- oder Doppelgrabstein ist, sowie von Sonderwünschen.

Im Durchschnitt kann man mit Kosten von 2.500 bis 5.000 Euro rechnen. Eine bearbeitete Basaltsäule aus der Eifel mit Namen und Geburtsdatum ist für ungefähr 4.000 Euro erhältlich, als passendes Paar für rund 8.000 Euro. Die hält dann aber auch für immer und bringt etwas Vulkanisches nach Köln.

Adressen der Kölner Steinmetze und Bildhauer:
Tel. 02238 / 47 99 99-1
www.innung-stein.de

Info und Beratung zu fair gehandelten Steinen:
Fairstone e.V. Tel. 07021 / 726 98 94,
www.fairstone.org

Xertifix e.V.
Tel. 0511 / 13 22 15 30,
www.xertifix.de

Alles rund um den Sterbefall: www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/ soziales/sterbefall

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Tags: Friedhöfe in Köln , Grabsteinkultur

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