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Gesund leben

Mit Feueratmung zu innerer Balance

Anja Janßen-KölnerLeben-Ausgabe 3/2017 · 30.06.2017

Auf Qualifikation und Prüfsiegel achten

Neben den eigenen Erwartungen sollte bei der Kurssuche auch auf die Qualität des Angebots geachtet werden, denn die Berufsbezeichnung „Yoga-Lehrer“ ist nicht geschützt. Jeder kann sich so nennen, unabhängig davon, ob er eine gute Ausbildung genossen hat oder nicht. „Nach Auffassung des BDY gewährleistet eine mindestens zweijährige Ausbildung das notwendige Fachwissen und die entsprechenden Kompetenzen für den Beruf“, betont Fink. „Neben Praxis und einem breit angelegten Wissen über Yoga sollten Yogalehrende in der Ausbildung auch medizinische Fachkenntnisse vermittelt bekommen.“ Sind Kursteilnehmer unsicher, können sie nachfragen, welche Ausbildung der Lehrer absolviert hat, und sich gegebenenfalls im Internet weiter darüber informieren.

Zusätzlich bietet das Prüfsiegel „Deutscher Standard Prävention“ Orientierung. Diese Auszeichnung kennzeichnet Kurse, die bestimmte Qualitätsstandards der Krankenkassen erfüllen. Versicherte können sich über die Internetseiten ihrer Kassen in einer Datenbank geprüfte Angebote in ihrer Nähe anzeigen lassen. Gut zu wissen: Wer einen solchen Kurs besucht, kann sich bis zu zweimal pro Jahr 80 bis 100 Prozent der Kosten von seiner Versicherung erstatten lassen.

Yoga
Ein guter Yoga-Lehrer korrigiert Haltungsfehler, bis der Körper die richtige Haltung kennt. Foto: fotolia.com

Auf das Bauchgefühl hören

Neben Qualifikation und Zertifikaten ist jedoch das Wichtigste, dass sich die Kursteilnehmer bei ihrem Yoga-Lehrer gut aufgehoben fühlen. Hier muss jeder für sich erspüren, ob er mit der Persönlichkeit und dem Charakter des jeweiligen Kursleiters zurechtkommt. Ein guter Trainer erkundigt sich beispielsweise bei seinen Teilnehmern vorab nach gesundheitlichen Einschränkungen, damit er diese während des Kurses berücksichtigen kann. Außerdem sollte der Kursleiter immer alle Teilnehmer im Blick haben. Da gerade Anfänger viel Aufmerksamkeit benötigen, empfiehlt sich für Einsteiger eine Gruppengröße von maximal 15 Personen. Letztendlich entscheidet das Bauchgefühl. „Wer sich in einem Kurs nicht wohl und sicher fühlt, sollte seinem Gefühl vertrauen und sich ein anderes Angebot suchen“, resümiert Fink.

Verstärkt werden Yoga-Kurse speziell für Senioren angeboten. Sie bieten Variationen von Übungen an, so dass jeder schmerzfrei mitmachen kann. „Yogalehrende, die solche Kurse anbieten, haben sich häufig dafür weitergebildet, die Übungen an die Übenden mit Beschwerden anzupassen“, weiß Fink. Nicht ein spezieller Yoga-Stil sei entscheidend, ausschlaggebend sei vielmehr das Kriterium, dass der Lehrer flexibel auf seine Teilnehmer eingeht.

Übungen abwandeln – Schmerzen sind tabu

Darauf hat auch Kursteilnehmerin Annegret geachtet, die in der Lutherkirche von ihren Erfahrungen berichtet. „Ich musste einige Kurse ausprobieren, um den richtigen zu finden“, erzählt die 53-Jährige. „Es kam schon vor, dass ich total verspannt nach Hause kam, weil ich zu lange im Schneidersitz sitzen musste.“ In der Lutherkirche fühlt sie sich bestens betreut, denn Übungen, die andere im Schneidersitz ausführen, vollzieht Annegret einfach auf dem Stuhl. Schmerzen im Rücken und in den Knien nach der Yoga-Stunde gehören bei ihr der Vergangenheit an.

„Nie in den Schmerz reingehen“, betont auch Trainerin Inge Sagemüller, als sie erklärt, worauf Neulinge achten sollten. „Sobald man Schmerzen verspürt, sollte man sich beim Lehrer melden und mit ihm zusammen schauen, wie man die Übung anders durchführen kann.“

Denn für fast jede Position gibt es Ausweichmöglichkeiten, die auch die gewünschten Effekte erzielen. Und man lernt: Was tut mir gut? Wo ist meine Grenze? Yoga bedeutet, dass jeder auf sich selbst achtet und nicht darauf, wie viel der andere kann. Zwangspositionen, Überbeanspruchung und Leistungsgedanken sind tabu. Der „Schulterstand“ beispielsweise hat in seiner Ausführung Ähnlichkeit mit der „Kerze“, die den meisten aus dem schulischen Sportunterricht bekannt ist. Wer diese Übung in ihrer Vollständigkeit nicht mehr ausführen kann, stützt alternativ die Beine im rechten Winkel an der Wand ab. Das regt ebenso die Durchblutung des Körpers an und ist ideal bei Krampfadern.

Obwohl Frauen deutlich in der Mehrheit sind, begeistern sich auch Männer zunehmend für Yoga. So gibt es einen Herren-Kurs in der Lutherkirche. Teilnehmer Jochen genießt vor allem, dass es hier eben nicht um Leistung und Wettbewerb geht. „Gerade Männer sind im Sport auf Leistung orientiert“, stellt der 70-Jährige fest. „Da übernimmt man sich immer wieder mal und schont sich nicht. Das ist bei Yoga anders.“

Damit der Körper mit dem, was er in der Stunde geleistet hat, arbeiten kann, führt Inge Sagemüller am Ende jeder Stunde eine Schlussentspannung durch. Der helle Gemeinderaum der Lutherkirche ist dann von den Klängen meditativer Musik erfüllt. Unter einer wärmenden Wolldecke und mit geschlossenen Augen entspannt es sich nach getaner Arbeit besonders gut. Dabei einzunicken ist strengstens erlaubt. Denn ein besseres Kompliment für eine rundum gelungene Yoga-Stunde gibt es nicht.

In Köln gibt es sehr viele Yoga-Anbieter. Preiswerte Kurse findet man hier:

Volkshochschule
Tel. 221-2 59 90

Stadtsportbund Köln

Kölner Seniorengemeinschaft
Tel. 42 10 23 30

Kölner Bürgerzentren

Zertifizierte Angebote über die Krankenkassen und den Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland e. V. (BDY)

Für Köln siehe auch:

Yoga-Online-Studio „Yogaeasy

Tags: Gesundheit

Kategorien: Gesund leben